Professor Swains Videokapsel stellt sicher eine der revolutierendsten Neuerungen in der Endoskopie des letzte Jahrzehntes dar. Nach der Präsentation vor 2 Jahren und der anfänglichen Skepsis kommt nun ein offenbar ausgereiftes Produkt auf den Markt, dessen Einsatzmöglichkeiten zunehmend deutlicher definiert wurden.
In der vorliegenden Version ist die Kapsel 26mm lang mit einem Durchmesser von 11 mm. Die Batterien haben eine Lebensdauer von 6-8 Stunden. Zusätzlich müssen 8 Sonden , die mit einem speziellen Gürtel einfach befestigt werden, über dem Bauchraum angebracht werden. Diese Sonden übertragen die Signale der Sonde an einen Recorder, der ca. mit der Größe eines Walkmans genauso am Gürtel befestigt werden kann.
Die Untersuchung beginnt nach einer achtstündigen Nahrungskarenz. Nach Einnahme der aktivierten Videokapsel kann auch ein leichtes Frühstück zugeführt werden. Für die nächste Zeit kann der untersuchte Patient seinen gewohnten Tätigkeiten ungestört und unbeeinträchtigt nachkommen. Die Kapsel wird durch die Darmtätigkeit passiv weiterbewegt und steuert ihrer definitiven Bestimmung entgegen. Nach acht Stunden wird der Patient von den am Bauch befestigten Sonden befreit und die Aufzeichnungen des Recorders werden ausgewertet. Auf eigens eingerichteten Workstations können die Daten entsprechend ausgewertet werden. Dabei können nun erfahrene Endoskopiker die Videoaufnahmen in realtime Mode betrachten. Gleichzeitig wird ständig die aktuelle Position der Kapsel dokumentiert. Damit der Untersucher nicht bei einem achtstündigen Darmepos einen ganzen Arbeitstag verbringt, haben sich die Techniker von Given Imaging einige Tricks einfallen lassen. Ändert sich das Bild nur unwesentlich schaltet die Software auf schnellen Vorlauf. Bei Änderung der aufgenommenen Strukturen wird auf Echtzeit umgeschaltet. So soll die Auswertung einer Untersuchung 35 bis 60 Minuten dauern. Und das kann man durchhalten.
Das Einsatzgebiet der Kapsel scheint in der Diagnostik des Dünndarms zu liegen. In ersten Untersuchungen, die die Enteroskopie (Spiegelung des Dünndarmes mit entsprechend modifizierten langen Endoskopien) mit der "Capsuloskopie" verglichen, zeigte sich ein deutlicher Vorteil der Videokapsel. Bestehen bleibt der Nachteil, dass keine Gewebeproben entnommen werden können. Die Erwartung als Screenigmethode Krebs oder Vorstufen im Magen, vor allem aber im Dickdarm sicher zu erkennen, bleibt vorläufig nur als Hoffnung für die Zukunft bestehen. Chronisch entzündliche Erkrankungen des Dünndarms wie Morbus Crohn oder okkulte Blutungen unsicheren Ursprunges scheinen die idealen Indikationen für die Kapsel zu sein. Dadurch kann die Kapsel die herkömmliche Endoskopie derzeit hervorragend ergänzen, und wer weiß schon was die Zukunft nächstes Jahr bringt.
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